PANAMERICANA: Episode 9 - Fjorde, Gletscher und Buckelwale in Alaskas Süden
- rums-adventure
- 29. Jan.
- 6 Min. Lesezeit

Südlich von Anchorage, Alaskas größter Stadt, befindet sich ein wahres Naturwunder.
Abgetrennt durch den "Turn-Again-Arm" und das Cook-Inlet liegt die Kenai Halbinsel im Golf von Alaska.
Ja, das sind viele Gewässer, aber sie alle machen die Halbinsel zu etwas ganz besonderem.
Der "Turn-Again-Arm" wurde von den Den´ina "Tutl'uh" genannt, was so viel bedeutet wie "schlechtes Wasser".
Warum ist leider nicht genau bekannt, es gibt Vermutungen, dass es an dem Treibsand liegt, weswegen Schiffe bei Ebbe nicht anlegen können und Menschen beim Aus- und Einsteigen versinken.
Ein Kapitän, der unter Kapitän Cook segelte, dachte es handelt sich um einen Fluss, der ein Weg zu den Nordwest Passagen sein sollte.
Nach mehrmaligen Versuchen konnte keine Verbindung gefunden werden und man musste wieder umdrehen. So wurde der Ausläufer des Cook-Inlets zum Turn Again Arm.

Alaskas einziger Scenic Highway, der Seward Highway, führt hier entlang.
Das muss ja dann wohl heißen, dass das Alaskas schönste Region ist.
Wir sind gespannt!
Ähnlich wie in Kanada unterschätzen wir auch hier gewaltig die Dimensionen dieses riesigen Bundesstaates. Vor allem weil Flugzeuge hier ein völlig normales Verkehrsmittel zur individuellen Personenbeförderung sind, gibt es nicht so wahnsinnig viele Straßen.
Wir brauchen knapp 3 Stunden von Anchorage um den Turn-Again-Arm, bis wir einen Nachtplatz am Kenai River finden.
Der ist besonders bekannt, für sein Lachsvorkommen und es ist Lachshochsaison.
Zum Glück haben wir uns in Kanada eine Angel gekauft!


Wir hoffen auf ein leckeres Abendessen, allerdings konnte man leider keine Geduld zusammen mit der Angellizenz kaufen. Wir haben gehört, das wäre wohl wichtig zum Angeln; naja und unser Misserfolg gibt den Gerüchten wohl recht.
Es wimmelt im Sommer nur so von Anglern in Alaska und es werden auch unzählige Angeltrips zu horenden Summen angeboten.
Dafür bekommt man im Supermarkt kiloweise Fisch!
Der Kenai River fließt in den Kenai Lake, sehr kreative Namensgebungen hier.
Und vielleicht sieht man an den langen Hosen und den Daunenjacken auch schon, dass es hier im hohen Norden etwas kühler ist.
Daher machen wir nach einem kurzen aber notwendigen Bad im eiskalten See dann doch lieber ein Lagerfeuer statt das Baderlebnis auszudehnen. Überraschenderweise gibt es auch heute wieder keinen selbstgefangenen Fisch.


Der Wetterbericht bereitet uns so langsam wieder größere Freude und daher wollen wir uns den Portage Gletscher anschauen.
Um dort hinzugelangen, muss man in den kleinen Fischerort Whittier fahren.
Klingt einfach, ist es aber nicht.
Whittier ist nur mit einem Eisenbahntunnel mit der restlichen Halbinsel verbunden und einmal die Stunde, kann man mit dem Auto durch den einspurigen Tunnel über die Schienen fahren.
Ein einzigartiges Erlebnis.

Direkt hinter dem Tunnel beginnt die Wanderung auf den Portage Gletscher.
Dieser kalbt in einen See und ist die einzige Verbindung zwischen der Kenai Halbinsel und dem Festland.
Im Frühling kann man hier jede Menge Eisschollen auf dem See sehen, uns bleiben immerhin noch ein paar Mini-Eisberge im August.

Whittier selbst ist ein eher unspektulärer Hafenort, der ganzjährig von Fischern und im Sommer vor allem von Angeltouristen bewohnt wird.
Dementsprechend viele Boote und tote Fische kann man hier sehen.
Der Ort war bis vor wenigen Jahren nur vom Wasser, Flugzeug und per Güterzug aus erreichbar.
Dadurch war er lange Zeit für Individualtouristen nicht so einfach zu bereisen.
Mittlerweile boomt aber der Angeltourismus sowie Bootstouren in den Prince William Sound, um Gletscher und Wale zu sehen.

Das schon erwähnte Cook Inlet, an dem unser nächster Stellplatz liegt, beherbergt eine Vulkan des pazifischen Ring of Fire.
Und wir stehen sofort an der Bucht auf einem öffentlichen, aber kostenfreien Stellplatz.
Alaska ist mit Abstand der Wildcampingfreundlichste Ort, an dem wir je gewesen sind.
Viele Angelhotspots haben neben Parkplätzen auch ein paar größere Buchten für Camper, meist mit Plumpsklo, Feuerschale und Sitzgruppe.
Hier am Whiskey Gulch gibt es zwar nur eine Toilette, dafür aber Weißkopfseeadler, Otter, Blick auf die Vulkane und natürlich das Meer.
Wir schauen auf den Mount Redoubt und den Mount Iliamna.
Ersterer ist zuletzt 2009 ausgebrochen.


Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Homer.
Simpson Fans kommen hier zwar nicht auf ihre Kosten, dafür aber DMAX-Gucker.
Denn hier ist der Heimathafen des berühmten Schiffs "Time Bandit" aus der Serie "The deadliest Catch - der Fang des Lebens".
Und tatsächlich liegt es auch im Hafen, was wohl eher eine Seltenheit ist.

Natürlich sind wir nicht auf DMAX Sightseeing Tour und schauen uns daher auch noch den Rest des gemütlichen Fischerörtchens an.
Der Homer Spit ist eine 7 Kilometer lange Landzunge und der Startpunkt des Alaska Marine Highway. Der Begriff Highway ist etwas verwirrend, denn von hier aus geht es nur noch zu Boot weiter.
Hier ist damit wirklich das Ende.
Vom Lands End aus geht es 16000km nur über den offenen Ozean.
Das erste Land was man von hier aus erreicht, wenn man gradewegs Richtung Süden fahren würde, ist der Südpol.
Da bleiben wir doch lieber mal stehen, bevor wir noch seekrank werden.

Der Homer Spit wurde 1964 beinahe vollständig durch ein Erdbeben zerstört, da es aber ein wichtiger Hafen ist, hat man ihn in den folgenden Jahren mit Schotter wieder aufgeschüttet und viele Häuser sind auf Stelzen gebaut und mit einem großen Steg miteinander verbunden.
Besonders die Stelzenhäuser tragen zum Charme des Ortes bei, der neben dem Hafen eher klein ist.
Hier sind Souveniershops, Restaurants und Tourenanbieter für Angeltouren, Grizzly- oder Whalewatching und Wassertaxis in die Kachemak Bay angesiedelt.
Wir entscheiden uns für Heilbutt Fish and Chips in einem kleinen Lokal mit Meerblick, das aus allen Nähten platzt.


Fisch war und ist eine wichtige Nahrungs- und Einnahmequelle in Alaska.
Schon die Inuit ernährten sich von dem, was das Meer hergibt und später wurde auch damit gehandelt.
Heute boomt vor allem der Angeltourismus.
Wir beobachten sogar eine Hochzeitsgesellschaft in Seward, die mit einem gecharterten Boot zum Angeln aufs Meer gefahren sind.
Die Braut trägt eine Angelhose in pinkem Leomuster, das gängige Schuhwerk sind Gummistiefel - jedem das Seine!
Hoffentlich ist ihre Ehe genauso erfolgreich wie ihr Fang.

Für uns steht ein absolutes Highlight der Reise an.
Neben Fischen gibt es hier nämlich vor allem den wunderschönen Kenaifjords Nationalpark.
Die Gletscher sind nur vom Wasser aus zu sehen also begeben wir uns auf eine Bootstour.
Unsere Kapitänin erzählt uns, dass heute erst der zweite sonnige Tag in Seward des Jahres ist. Es ist bereits Mitte August!!! Seward hat extrem hohe Niederschlagsmengen, die entweder in Regen oder in Schnee runterkommen.
Bewölkt ist es auch fast immer.
Die Kapitänin erzählt es mit Stolz und sagt, dass sie die Wolken und den Niederschlag liebt.
Wir stellen immer wieder fest, die Menschen in Alaska sind einfach anders.


Neben Ottern sehen wir noch unzählige Puffins und natürlich Möwen.
Doch dann kommt eine Durchsage der Kapitänin, dass ihre Freundin auf einem Fischerboot eine ganz besondere Entdeckung gemacht hat.
Eine, auf die wir zwar gehofft hatten, aber unsere Erwartungen nicht allzu hoch geschraubt haben.
Und dann erreichen wir den kleinen Fjord, in dem ein Buckelwal frisst.
Im Sommer kommen sie von ihrem Winterquartier vor der Baja California in Mexiko mehrere Tausend Kilometer nach Alaska, da es hier am meisten Futter gibt.
Glück gehabt.
Wir sind absolut glücklich uns genießen die Tour nur noch umso mehr.

Selbst ohne den Wal, wäre es eine absolut tolle Tour gewesen.
Die Fjords sind wunderschön und die Sonne strahlt uns ins Gesicht.
Trotz Hochsommer liegt immer noch ein wenig Schnee in den Bergen.
Ich schreibe diesen Blog mit etwas Abstand und muss immer noch sagen, dass es eine der schönsten Regionen unserer Reise war.
Obwohl sehr viele andere Menschen mit auf dem Boot waren, hat man sich abslout in der Natur angekommen gefühlt.
Ein Ort zum Verlieben! Bis einem wieder einfällt, was die Kapitänin zu Beginn über das Wetter in den Kenaifjords gesagt hat.


Eine weitere Besonderheit, die es so nur in den Kenaifjords gibt, ist, dass die Gletscher bis ins Meer ragen.
Früher wurden diese Gletscher als wichtige Verbindungsrouten der Inuit genutzt und die Wege sind bis heute erkennbar, auch wenn auch hier in Alaska die Gletscher stetig schrumpfen.
Die schwarzen Streifen sind die Routen. Sie sind allerdings nicht aufgrund der Trampelpfade schwarz, sondern weil hier zwei Eisplatten zusammenkommen und sich der im Eis angesammelte Dreck dann hier trifft. Die Inuit haben dieses Wissen genutzt, um sich sicher über das Eis bewegen zu können.

Kenai Halbinsel: wir werden dich nicht so schnell vergessen!
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