PANAMERICANA: Episode 7 - Dempster Highway Kanada
- rums-adventure
- 27. Dez. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Unser kleiner Abstecher beginnt in Richtung Norden:
Wir sind zwar schon recht weit im Norden und die Tage sind lang, aber wir haben ein Ziel: das Land der Mitternachtssonne!
Wir wollen an den nördlichsten befahrbaren Ort Kanadas: Tuktoyaktuk, ein Ort, der seit Jahrtausenden von Inuit bewohnt wird.
Dorthin führt der 800km lange Dempster - Highway, der aufgrund des Permafrostbodens jedoch nicht geteert, sondern lediglich geschottert ist.
Steinschläge und platte Reifen gehören hier zum Tagesgeschäft.
Entlang der 800km one way befinden sich nur 3 Orte, tanken sollte man also immer.

Wir sind gleichermaßen gespannt wie aufgeregt, was wir auf diesem Reiseabschnitt erleben werden.
Nach circa 40km kommt der Tombstone Mountain Territorial Park mit einem Infocenter.
Hier gibt es nicht nur WLAN, im Land ohne Flächendeckenden Mobilfunkempfang, sondern man kann sich auch ein kleines gedrucktes Roadbook mit Informationen entlang des Dempster Highways ausleihen.
Die Tombstone Mountains sind im Sommer sehr grün , trotzdem über 2000m hoch.
Bäume wachsen hier allerdings keine mehr.


Wenn man den Territorial Park durchquert hat, kommen die ersten „betrunkenen Wälder“. Die heißen so, weil sie durch tauen und frieren des Permafrostbodens oft sehr schief stehen, also wie Betrunkene.
Es wechselt nicht nur die Landschaft, sondern auch die Breitengrade und wir überqueren den nördlichen Polarkreis.

Oberhalb des nördlichen Polarkreises leben weltweit nur 400.000 Menschen, nahezu alle davon gehören verschiedenen Stämmen der Inuit an. Hier in Kanada teilen sich die Gwich´in im südlicheren Teil und die Inuvialuit im Norden das Gebiet.
Man lebt auch noch heute viel von dem, was die Natur über die verschiedenen Jahreszeiten bietet.
Befremdlich sind für uns die Schilder, auf denen darauf hingewiesen wird, dass man zum Jagen von Grizzlys eine Lizenz der entsprechenden Inuit Stämme benötigt.
Auch das Jagen mit Fallen ist den Inuit vorbehalten.
Diverse Hinweisschilder zeigen Karibu- oder Elchfallen, die technisch recht aufwendig aussehen.
Außerdem stehen auch Wale (hauptsächlich Belugas) auf der Speisekarte der Inuit sowie zahlreiche Beeren, wie z.B. Blaubeeren.
Nördlich des Polarkreises verändert sich die Landschaft stetig.
Von kargen Hügeln über betrunkene Wälder entlang des Flussdeltas, findet man hier wirklich fast alles.

Das liegt auch daran, dass ein riesiges Flussdelta bis ins Polarmeer fließt.
Man muss mit einer Fähre zweimal diesen Fluss überqueren, im Winter führen hier Eisbrücken drüber.
Wasser gibt es hier oben einiges, so kann man auch immer mal wieder an Seen oder kleinen Bachläufen campen.

Mittlerweile sind wir schon in den Nordwest Territorien Kanadas angekommen. Deren Nummernschilder sind kleine Eisbären und das ist damit wahrscheinlich das schönste Nummernschild der Welt.
Eisbären sehen wir leider keine - dafür abere mehrere Feuerfüchse - eines der seltesten Tiere der Welt. Diese Füchse sind eigentlich Rotfüchse, aber weniger als 1% all dieser hat nur diese besondere Farbgebung.

Nachdem es flacher und bewaldeter war, wird es jetzt wieder karg und hügelig, bevor wir Inuvik erreichen. Ein Ort mit immerhin 1000 Einwohnern und bis 2017 der letzte Ort des Dempster Highways.
Ein kurzer Augenblick des Luxus hier: nach 700km Schotter ist die Ortsdurchfahrt tatsächlich geteert. Diese Ruhe im Auto ist eine absolute, wenn auch nur sehr kurze Wohltat.
Von hier aus sind wir unserem Ziel sehr nah. Noch gut 120km bis nach Tuktoyaktuk. Die wollen wir jetzt auch noch schaffen.
Zumindest muss man sich keine Sorgen machen, dass es dunkel wird.
Tuktoyaktuk ist bekannt für seine Pingos.
Pingos sind mit Erde bedeckte Eiskerne, von denen es rund um Tuktoyaktuk circa 1350 gibt. Das sind ein Viertel aller auf der Welt vorkommenden.
Diese werden als "national Canadian Landmark" ähnlich wie ein Nationalpark geschützt.
Der Ibyuk Pingo ist 49m hoch und damit der höchste in Kanada und der zweithöchste der Welt. Er wächst jährlich ca. 2,7 cm und wird auf über 1000 Jahre geschätzt.
Diese Hügel im Meer dienen den Inuit seit Jahrtausenden als Orientierung im Winter.

Nach 4 Tagen erreichen wir dann endlich den arktischen Ozean!
Und der zeigt sich von seiner besten Seite: es ist 8 Grad und sehr windig.

Alle Ortsschilder sind hier ebenfalls in der Sprache der Inuvialuit beschriftet und es gelten häufig deren Gesetze.

Direkt am Meer gibt es einen kleinen Campingplatz mit Holzbänken und Dixiklos.
Wir verstecken uns hinter einem hohen Sprinter, um nicht komplett wegzufliegen.
Bei Sturm im Dachzelt ist es vor allem eins: laut! Ach ja, und wackeln tut es auch.

Am nächsten Morgen haben wir ein Ziel: wir wollen im arktischen Ozean schwimmen.
Von der Dame in der Touristinfo erfahren wir, dass eine Woche vor uns noch Eisbären am Strand waren, denen war es allerdings zu warm.
Naja, dann kann es ja so kalt gar nicht sein… oder doch.
Alleine der Gedanke die warme Daunenjacke auszuziehen, gefällt uns eigentlich nicht.
Aber wir wollen unbedingt in den recht kleinen Club von Leuten, die im arktischen Ozean geschwommen sind.
Also rein in die Badeklamotten und los.
Und was sollen wir sagen… es ist genau so, wie man es erwarten würde.
Eiskalt.
Aber wir haben es getan!
Am nördlichsten Punkt unserer Reise sind wir schwimmen gewesen! Ein bisschen Stolz auf uns sind wir auf jeden Fall.

Jetzt treten wir die Reise gen Süden wieder an und fahren die gleichen 800km über mehr oder weniger gute Schotterpiste zurück.
Am Ende der Strecke ist nur noch zu vermuten, dass die eigentliche Farbe des Autos mal grün war.
Es ist braun, in allen Variationen und wir brauchen fast eine Stunde, um den ganzen Dreck ab und vor allem aus den Felgen zu bekommen.

Zurück in Dawson City nehmen wir eine kleine Fähre über den Klondike River und machen uns dann über den Top of the World Highway, einen Teil des Alaska Highways, an die Grenze zum 49. Bundesstaat der USA.






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